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Maskenbildner/In

Kurzinfo zum Beruf

Ist Grace Jones tatsächlich so schön? Warum erkennt man Isabelle Adjani auf der Straße nicht? Und wie sieht der Glöckner von Notre Dame ganz privat aus? Antworten auf alle diese Fragen könnte eine Maskenbildnerin geben.
Maskenbildner können auch als Make-up Artist (teilweise: Visagist) bezeichnet werden. In den USA sind die Make-up Artists oft nur für das Schminken der Darsteller zuständig, die Frisuren machen Friseure / Haar-Stylisten. Das deutsche Berufsbild umfaßt dagegen beide Bereiche: Schminken und Frisieren.
Wenn Menschen vor einer Kamera oder auf der Bühne stehen, brauchen ihre Gesichtszüge eine professionelle Unterstützung. So werden Darsteller zu bestimmten Charakteren geschminkt, sie werden älter oder jünger gemacht und manchmal wird der Schönheit der Schauspieler nachgeholfen. Dabei sind die Anforderungen sehr unterschiedlich, je nachdem ob es sich um einen Live-Auftritt oder um eine Film/Fernsehproduktion handelt.
Im Theaterbereich gilt es, das Gesicht des Darstellers so zu verstärken, daß auch noch in den hinteren Reihen die Mimik erkennbar ist. Insofern wirken die für die Bühne geschminkten Gesichter aus der Nähe betrachtet oft völlig übertrieben.

Beim Film ist der Effekt gerade umgekehrt: Eine Fernseh- oder Filmkamera rückt dem Gesicht der Darstellerin viel näher, hier muß mit anderen, subtileren Mitteln gearbeitet werden. Details, die im Theater über zwanzig, dreißig Meter hinweg selbst mit einem Operngucker nicht erkennbar sind, werden von einer Kamera unbarmherzig entlarvt.

„Was heißt ‚Maske machen‘? Schlicht und einfach: ein anderes ‚Gesicht‘ anlegen! Der Mensch, der eine Maske trägt, will sich auch mit ihr identifiziert wissen, bzw. soll die Maske seine Interpretation verdeutlichen helfen. Aufgabe des Maskenbildners ist es, herauszufinden, welche optischen Veränderungen im Antlitz bzw. am Kopf und an den Händen des Darstellers mittels Schminke, Gesichtsplastiken, Bärten, Perücken notwendig sind, um den vorgesehenen Charakter zu unterstreichen... Je weniger die Zuschauer eine Maskierung wahrnehmen, um so mehr Lob verdient der Maskenbildner. Das schließt nicht aus, daß in bestimmten Aufführungen die Maske bewußt hervorgehoben wird." (Hellmich, 1991) Maskenbildner beginnen mit der Analyse von Gesichtern. Wie sehen Menschen aus, die zornig, wütend, erschöpft, amüsiert sind? Wie verändern sich Gesichter im Laufe eines Lebens? Wie wird aus vollen Kinderbäckchen die faltige Gesichtslandschaft einer Greisin? Wie unterscheiden sich Menschen die aus Asien, aus Afrika oder Europa kommen?
Diese Analyse ist einerseits die Grundlage dafür, Charakteren zu entwerfen: eine Schauspielerin soll im Laufe eines Films zwanzig Jahre „altern", für Madame Butterfly wird ein Hauch Asien benötigt etc. Andererseits ist die Analyse notwendig, weil unterschiedliche Gesichter verschiedene Makeups brauchen, je nachdem ob ein Gesicht rund oder kantig ist, ob ein Schauspieler weiße oder schwarze Haut besitzt, usw. Maskenbildner müssen ein breites Wissen darüber haben, wie Menschen in vergangenen Zeitepochen ausgesehen, sich gekleidet oder vielleicht sogar geschminkt haben. Eine ägyptische Prinzessin sieht anders aus als ein römischer Soldat. Die Edeldame am Hof Ludwig des Vierzehnten unterscheidet sich vom mittelalterlichen Bettler. Auch heute verändern sich Stil und Mode laufend. Eine Stummfilmdiva ist völlig anders geschminkt als Marilyn Monroe oder später Cathérine Deneuve.
Hinzu kommen besondere Charaktere, zum Beispiel historische Persönlichkeiten wie Abraham Lincoln, Queen Victoria, Napoleon oder Kunstfiguren: Clowns, Fabelwesen...

In der Vielzahl der Schminkmittel und Materialien muß sich die Maskenbildnerin ebenso auskennen, wie in der Wirkung, die jene in verschiedenen Medien entfalten. So kann ein und dieselbe Figur je nach Lichteinstellung, Kamera, Kostüm, ja sogar je nach dem Typ des verwendeten Filmmaterials am Ende völlig unterschiedlich aussehen. Viele Effekte, insbesondere bei Phantasie- Fabel- oder Horrorwesen werden durch künstliche Gesichtsteile erreicht. Von der künstlichen Nase bis zur Vollmaske werden Teile entworfen, hergestellt und angepasst. Für Filme wie Planet der Affen wurden so zahlreiche Masken neu entworfen und hergestellt. Bei Horrorfilmen werden regelrechte Spezialeffekte erarbeitet. Der Werwolf, der mit Fell und Pfoten aus dem netten Allerweltskerl herausbricht, muß Einstellung für Einstellung erarbeitet werden. Wunden oder Narben werden vom Maskenbildner simuliert, das schiefe Augenlid oder die Hasenscharte künstlich angebracht. Natürlich können auch Perücken, Haarteile, Bärte oder Glatzen wichtige Mittel sein, um Figuren auszustatten. Maskenbildner stellen Einzelteile her, arrangieren und pflegen sie.
Dabei befassen sich Maskenbildner nicht nur mit Gesichtern. Eine kunstvoll „gealterter" Schauspieler mit jugendlichen Händen wirkt lächerlich. Also müssen Maskenbildner auch Hände, Schultern, eben alles sichtbare eines Körpers entsprechend verändern.

Die einmal gefundene Maskenbildlösung wird dokumentiert. Insbesondere beim Film ist es wichtig, daß die Kontinuität erhalten bleibt. Ein Darsteller, der in einer Einstellung blass aussieht, darf nicht im nächsten Augenblick sonnengebräunt erscheinen. Eine Schauspielerin, die in einer Szene aus dem Haus tritt, muß dieselbe Frisur haben, die sie zuvor hatte usw. Da Filme nicht chronologisch Szene für Szene gedreht werden, muß hier die Maskenbildnerin besonders sorgfältig arbeiten.
Maskenbildner betreuen die Darsteller während der Dreharbeiten oder der Vorstellungen, frischen das Make-up auf, verändern es nach den Anforderungen der Szenen, kümmern sich um die Frisuren. Dies bringt mit sich, daß die Maskenbildner unmittelbar mit dem Stress und den psychischen Belastungen konfrontiert werden, unter denen sich die Darsteller befinden. Hier ist großes Einfühlungsvermögen gefragt.

„..Maskenbild ist eine Kunstform, wo der Maskenbild-Künstler auf lebendigem Fleisch, nicht auf lebloser Leinwand oder Pappe arbeitet." (Kehoe, 1995)

zum ausführlichen Berufsbild

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