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  • 07.06.2000

Wie verändert die (voll-)digitale Produktion

Content, Finanzierung und Distribution

Die volldigitale Filmproduktion wird das Filmen einfacher und billiger machen. Ob dabei höhere Qualität entsteht bleibt vorerst offen.

"Allein die Materialersparnis", so Thomas Tannenberg, Vorstandsmitglied von Das Werk, "entspreche den Kosten von zwei Drehtagen." Dann stelle ich die Frage, ob man diese Kosten reduziere oder die gewonnen Drehtage zur Qualitätssteigerung nutze. Die wirklich großen Einsparungen folgten aber erst, wenn die Ausbelichtung auf Film nicht mehr nötig sei. Voraussetzung dazu sei die Einführung von digitalen Projektoren in den Kinos. Zur Zeit versucht eine international besetzte Kommission hierfür einen Standard zu definieren. Tannenberg glaubt, dass dieser Standard in einem halben bis einem Jahr gefunden sei. Danach könnten die Projektoren durch die Serienproduktion billiger werden und nach und nach in den Kinos eingeführt werden. Zur Finanzierung dieser Umstrukturierung sei da sicher der Vertrieb gefordert.

Dieter Kosslick, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, wies in diesem Zusammenhang auf die Unwägbarkeiten für die unabhängigen mittelständischen Kinobetreiber hin. Einerseits biete die digitale Projektion die Chance, die großen Blockbuster bei Filmstart zeitgleich mit den Kinos der Großstädte zu erhalten, was heute wegen der zu geringen Zahl der Kopien nicht möglich ist. Allerdings ist unklar, wie die Geschäftspolitik der Verleiher aussehen werde. Man wisse nicht, ob diese kleinen Kinos überhaupt mit den digitalen Projektoren ausgerüstet würden, aus eigenen Mitteln wahrscheinlich nicht, sagte Kosslick weiter. Ohne diese Projektion gäbe es aber gar keine Chance mehr, mit den Multiplex-Kinos mitzuhalten.

Es lassen sich aber eindeutige Vorteile für den Kinobetreiber benennen. Der digitalisierte Film nutzt sich nicht ab. Auch nach der hundertsten Vorstellung gibt es keine Kratzer und Filmrisse. Darüber hinaus kann man ohne Schwierigkeiten einen Film untertiteln, man kann ihn am Nachmittag in der Originalsprache und am Abend in der synchronisierten Fassung senden. Zudem bietet ein digitaler Projektor die Möglichkeit, im Kino Großereignisse wie Fußballspiele oder Konzerte live zu übertragen. Dies käme, so Tannenberger, den Versuchen der Multiplex-Betreiber entgegen, das Kino als Event-Center zu etablieren.

Für Dieter Kosslick hat die zunehmende Digitalisierung zudem eine Konsequenz für die bundesweite Konkurrenz um die Ansiedlung von Medienfirmen. Standortpolitik müsse andere Prioritäten setzen. Durch die leichte Übertragbarkeit der Daten bestände überhaupt keine Kontrolle mehr darüber, ob von der Filmstiftung unterstützte Projekte tatsächlich in Nordrhein-Westfalen bearbeitet wurden. Deshalb nutze es nichts mehr, die Ansiedlung von Technologie zu fördern. Der Standortwettbewerb werde intellektuell entschieden. Wo kreative Menschen lebten, gingen die Produktionen hin.

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