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  • 07.06.2000

Eurocoops: Lola rennt allein voraus - Der Deutsche Film im Ausl

Wann haben Sie zuletzt einen deutschen Film in einem ausländischen Kino gesehen?

Diese Frage diskutierten zum Abschluß des Internationalen Co-Production Market Cologne nationale und internationale Produzenten und Verleiher mit denen, die den deutschen Film und seine Wirkung am eigenen Leibe erfahren, allen voran Til Schweiger - Produzent und Schauspieler, der sich der optimistischen Einschätzung von Michael Weber von der Bavaria International nicht anschließen mochte, dass sich "zunehmende Chancen für qualitätsvolle Filme" auf dem internationalen Markt abzeichneten.

Til Schweiger zitierte seinen eigenen deutschen Mega-Hit "Knockin' on Heaven's Door", der in den USA wie auch im europäischen Ausland nur mäßig erfolgreich gewesen sei, da er von Verleiherseite als "zu speziell" für einen flächendeckenden Kinostart angesehen wurde, den Arthouse-Kinos aber wiederum ungeeignet erschienen sei.

Während Michael Weber von der Bavaria seit drei Jahren ein zunehmendes Interesse ausländischer Einkäufer am deutschen Film feststellen will, hält Til Schweiger den Erfolg seines Kollegen Tom Tykwer mit "Lola rennt" für eine Ausnahmeerscheinung. Der internationale Erfolg des Filmes habe allen deutschen Kollegen sehr genutzt, dennoch sehe er bei internationalen Verleihern und Produzenten keine generelle Hinwendung zum deutschen Kinofilm.

Diese Einschätzung teilte Christina Hoffman, Auslandsbeauftragte des deutschen Filmes in Paris. In den acht Jahren ihrer Tätigkeit für die Export-Union des Deut-schen Films sei sie zuerst "buchstäblich durch die Wüste" gegangen, was das französische Interesse am deutschen Film betreffe. In den regelmäßig organisierten deutschen Filmwochen in Paris seien zum Teil mehr Besucher deutscher Filme ge-zählt worden als bei deutschen Kinostarts in Frankreich. Inzwischen sei jedoch ein deutliches Interesse an jenen deutschen Filmen erkennbar, die authentische deutsche Geschichten erzählten und deutsche Identität spiegelten, auch wenn es sich dabei oft um Nischenfilme handele.

Simon Perry von British Screen fand angesichts dieser Lage aufmunternde Worte für die anwesenden Deutschen. Die Überdominanz des amerikanischen Marktes sei auch in England feststellbar, denn trotz des vermeintlichen Sprachvorsprunges hätten es auch britische Filme international sehr schwer. Er ermunterte aber die Anwesenden Filmschaffenden, "starke und echte Geschichten" zu erzählen, die von uni-verseller Gültigkeit seien und in jeder Kultur rezipiert werden könnten.

Auch Til Schweiger plädierte dafür, keine Filme herzustellen, die mit einem Auge auf den amerikanischen Markt schielen, dies sei ein aussichtsloser Kampf. Vielmehr ge-he es darum, authentische Geschichten mit einer starken eigenen Handschrift zu erzählen und das deutsche Publikum für seine eigenen Kinofilme zu begeistern. Auch dann könne sich ein Bild des deutschen Filmes ins Ausland transportieren.

Eine intensive Zusammenarbeit entwickele sich jedoch auf dem Gebiet der Co-Finanzierung von Filmen. Sein jüngster Film "Investigating Sex", in dem Til Schwei-ger mit Nick Nolte vor der Kamera steht, sei zu 75% deutsch und zu 25% amerika-nisch finanziert. Auch Tom Tykwer bezeichnete die Cooperation für seinen neuen Film "Heaven", der von X-Filme Creative Pool und dem amerikanischen Independent-Produzenten Miramax produziert wird, als "echte Co-Produktion", räumte aber auch ein, dass jede Zusammenarbeit dieser Art individuell verhandelt werden müsse, und sich der Erfolg von "Lola rennt" nicht so einfach als "Lola 2" wiederholen lasse.

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