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  • 07.06.2000

Bin ich schon drin?

Zugangsfragen des Digitalen Fernsehens

Um einen exklusiven, Monopol-ähnlichen Zugang zum Kunden zu verhindern, hat Dr. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), neue Regulierungen für den digitalen Fernsehmarkt gefordert.

"Es darf keine exklusiven Kundenbeziehungen geben, und eine Entbündelung von digitalen Programmpaketen muss gewährleistet sein", forderte Dr. Hege beim Agenda-2000-Forum über Zugangsfragen des Digitalen Fernsehens. Der MABB-Direktor prognostizierte, auch die neuen Kabelnetzbetreiber würden alles daran setzen, eigene Inhalte zu vermarkten und andere Anbieter auszuschließen. Anders ließen sich die hohen Kosten für die Beteiligungen an den regionalen Kabelnetzgesellschaften der Deutschen Telekom AG nicht wieder einspielen.

Hege betonte, es gehe darum, mit neuen Regulierungen Wettbewerb zu gestalten, eine nachträgliche Missbrauchsaufsicht durch das Kartellamt komme zu spät. Mehr Wettbewerb auf dem digitalen Markt forderte auch Bernd Schiphorst, Chief Executive Officer von Bertelsmann New Media. Dringend notwendig sei vor allem die Schaffung eines freien Decoder-Marktes mit offenen Standards. Dass es zurzeit kaum Alternativen zur d-Box der Kirch-Gruppe gibt, liegt aus Sicht von Dr. Theo Wolsing, Verbraucherzentrale NRW, vor allem am fehlenden Massenmarkt für das digitale Fernsehen. Der Verbraucherschützer kritisierte, das neue Medium werde nur künstlich über die Verknappung des Angebots im Free-TV etabliert und nicht durch einen originären Mehrwert. Eigentlich, so Wolsing, müsse die neue Technik durch die Schaffung attraktiver Zusatzangebote zum Massenprodukt gemacht werden. Ein Beispiel für eine solche Entwicklung sei zuletzt die Einführung des Farbfernsehens gewesen.

Als möglichen Mehrwert für das digitale Fernsehen nannte Hans Roland Fäßler, Chef der Gruner + Jahr Funk und Fernsehen Produktions GmbH, die Einführung von ergänzenden Service- und Special-Interest-Angeboten. Pay-TV-Programme wie die von Premiere World seien in der Medienentwicklung nur ein kurzer Zwischenschritt, da die amerikanischen Kinofilm-Majors zukünftig ohnehin keine Multimediarechte mehr verkaufen würden, um selbst mit Video-on-Demand Geld zu verdienen. Bernd Schiphorst ergänzte, aus Sicht der Bertelsmann AG gehöre zum digitalen TV-Markt der Zukunft außer Video-on-Demand und Special-Interest-Angeboten auch der Bereich des E-Commerce. Das alles aber sei durchaus zugangsoffen geplant. Dr. Theo Wolsing forderte in diesem Zusammenhang, alle Vertragsverhältnisse müssten beim Pay-TV für die Kunden in jedem Fall transparenter gestaltet werden.

Ein Bekenntnis für offene und nicht exklusive Zugänge nahm aus Sicht der Deutschen Telekom Marco Deutsch, Geschäftsführer der MSG MediaServices GmbH, in Anspruch. Die Angebote des Telekom-Programmpaketes "MediaVision" seien teilweise auch einzeln und nicht nur innerhalb fest gebündelter Programmpakete zu abonnieren. Von Meldungen, die Telekom würde sich außer an Beta Research auch an Filmrechte-Unternehmen der Kirch-Gruppe beteiligen, wollte Deutsch nichts wissen. Sein Unternehmen verstehe sich traditionell als reiner Carrier und nicht als Programmanbieter, der eigene Inhalte vermarkte, betonte Deutsch.

Für das ZDF kündigte der technische Direktor Prof. Dr. Albrecht Ziemer an, schon in wenigen Wochen sei das komplette digitale ZDF-Angebot über die d-Box empfangbar. Wenn sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen aber auf dem digitalen TV-Markt dauerhaft behaupten solle, müsse man über neue Finanzierungsformen nachdenken, regte Ziemer an. Dabei mochte er weder digitales Pay-TV noch E-Commerce ausschließen. Als Promoter oder gar Vermarkter einer neuen Set-Top-Box aber sehe sich das ZDF auch in Zukunft nicht.

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